Diagnose Krebs
Gebärmutterhalstumor (Zervixkarzinom)
Bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses können in unterschiedlichen Teilen des Organs entstehen. 70 Prozent gehen vom Plattenepithel aus und werden deshalb als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. In ca. 20 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs entsteht der Tumor im Drüsengewebe (Adenokarzinom).
- Die Risikofaktoren
- Die Häufigkeit
- Die Symptome
- Die Diagnose
- Die Behandlung
- Die Prävention
- Das Follow up
Die Risikofaktoren
Eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) ist sehr weit verbreitet: Mehr als die Hälfte aller Frauen und Männer sind im Laufe ihres Lebens einmal damit infiziert. Der Hauptübertragungsweg ist der Geschlechtsverkehr. In den meisten Fällen hat eine HPV-Infektion kaum gesundheitliche Auswirkungen, da das Immunsystem das Virus erfolgreich bekämpft und die Infektion spontan abheilt. Rund 130 Typen dieser Viren sind heute bekannt, aber nur etwa 20 HPV-Typen tragen zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs bei. Am häufigsten handelt es sich um die Hochrisikotypen HPV 16 und HPV 18. In Südtirol gibt es eine vorbeugende Impfung gegen die Infektion mit humanen Papillomaviren, um vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen, die für junge Mädchen kostenlos angeboten wird.
Weitere Risikofaktoren sind:
- Rauchen: Das Risiko von Raucherinnen, an einem Zervixkarzinom zu erkranken, ist 60 Prozent höher als das von Nichtraucherinnen. Das Risiko steigt, je früher mit dem Rauchen begonnen wurde und je mehr Zigaretten pro Tag konsumiert werden.
- Andere Infektionen im Genitalbereich wie Herpes simplex 2, HIV oder Chlamydien.
- Ein geschwächtes Immunsystem, z.B. eine AIDS-Erkrankung kann eine Infektion mit HPV Viren fördern.
Die Häufigkeit
Jedes Jahr erkranken in Südtirol rund 25 Frauen an einem Zervixkarzinom, mit einer Überlebungsrate von ca. 70%. Das mittlere Alter bei der Erstdiagnose eines Zervixkarzinoms liegt bei 50 Jahren.
Die Symptome
Oft verursacht ein Zervixkarzinom lange keine Beschwerden und die Erkrankung kann zunächst unbemerkt fortschreiten. Die ersten Symptome von Gebärmutterhalskrebs sind oft unspezifisch: Sie treten auch bei anderen und häufig harmloseren Erkrankungen wie Entzündungen und gutartigen Tumoren auf. Dazu gehören:
- Ungewöhnliche Blutungen (also außerhalb der Monatsregel, nach den Wechseljahren oder nach dem Geschlechtsverkehr)
- Ausfluss aus der Scheide (oft süßlich- oder übelriechend)
- Schmerzen beim Stuhlgang und/oder beim Wasserlassen
Die Diagnose
Die Diagnose eines Zervixkarzinoms umfasst mehrere Untersuchungen, die immer auf die individuelle Situation der Patientin abgestimmt werden:
Tastuntersuchung und Kolposkopie
Über die Bauchdecke wird dabei der Gebärmutterkörper, die Eierstöcke und über die Scheide und durch den Enddarm der Gebärmutterhals bzw. der Muttermund abgetastet (bimanuelle Palpation). Bei der Kolposkopie wird der äußere Muttermund, Scheide und der Scheideneingang vergrößert betrachtet. Besteht ein Verdacht wird während der Kolposkopie eine kleine Gewebeprobe entnommen (Biopsie), die unter dem Mikroskop vom Pathologen untersucht wird. Damit lässt sich die Frage abschließend klären, ob der Tumor bösartig ist, und welche "Identität" er besitzt. Die Untersuchung liefert auch die Information, ob und wie weit der Tumor bereits ins Bindegewebe eingewachsen ist.
Ausschabung und Gebärmutterspiegelung
Wenn der Tumor bei einer Inspektion durch die Scheide nicht gut zu sehen ist, da er innen im Gebärmutterhals sitzt, wird die Schleimhaut des Gebärmutterhalses und evtl. der Gebärmutterhöhle ausgeschabt (Kürettage). Diese Untersuchung kann mit einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) kombiniert werden. Dabei wird eine Sonde mit einer Kamera über die Scheide in die Gebärmutterhöhle geschoben, um diese zu betrachten. Aus verdächtigen Bereichen können Gewebeproben entnommen werden (Biopsie), die unter dem Mikroskop vom Pathologen untersucht werden (histologischer Befund).
Ultraschall und weitere Bildgebung:
Um die Lage und die Ausbreitung eines Zervixkarzinoms zu beurteilen, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dies kann über die Bauchdecke (Abdominalsonographie) oder häufiger über die Scheide erfolgen (transvaginale Sonographie). Auch andere bildgebende Verfahren werden eingesetzt, um die Tumorausbreitung genauer zu ermitteln z.B. die Computertomographie oder die Kernspintomographie.
Blasenspiegelung und Mastdarmspiegelung:
Eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) ist bei großen Tumoren sinnvoll, um festzustellen, ob sich der Tumor in die Blase ausgebreitet hat. Um eine eventuelle Tumorausbreitung in den Enddarm zu ermitteln, kommt die Enddarmspiegelung (Rektoskopie) zum Einsatz.
Die Behandlung
Behandlungsmethoden, die zur Therapie des Gebärmutterhalskrebses angewandt werden, sind
- die Operation
- die Strahlentherapie, fast immer in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie)
- in weit fortgeschrittenem Stadium die alleinige Chemotherapie
Beteiligung verschiedener Fachdisziplinen
An der Therapie des Gebärmutterhalskrebses sind verschiedene ärztliche Fachdisziplinen beteiligt. Grundsätzlich werden Therapien im Gynäkologischen Tumorzentrum interdisziplinär geplant, d. h. unter Einbeziehung von Spezialisten aus den verschiedenen beteiligten Fachgebieten (Frauenheilkunde, Strahlentherapie, Radiologie, Onkologie, Psychoonkologie etc.).
Die Prävention
Ein Zervixkarzinom entwickelt sich über einen vergleichsweise langen Zeitraum, in dem sich die Zellen immer stärker krankhaft verändern und schließlich Krebsvorstufen entstehen. Diese Zellveränderungen lassen sich bei der Früherkennung erkennen und behandeln.
Jede Frau ab 23 hat in Südtirol Anspruch auf eine regelmäßige gynäkologische Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Dazu gehört neben anderen Untersuchungen der sogenannte Pap-Test. Dabei werden Zellen von der Schleimhaut des Muttermundes und des Gebärmutterhalses mit einer kleinen Bürste "abgestrichen" und mikroskopisch untersucht. Die Beurteilung der Zellen (zytologische Untersuchung) gibt Auskunft darüber, ob und wie stark die Zellen krankhaft verändert sind. Je nach Grad der Zellveränderung wird eine Einstufung vorgenommen. Diese reicht von „negativ“ über LSIL (leichte Zellveränderungen) bis HSIL (starke Zellveränderungen – Krebsvorstufe). Der Pap-Test ist schmerzlos, unkompliziert und sehr effektiv. Rund 80 Prozent aller Krebsvorstufen können durch auffällige Zellveränderungen so frühzeitig entdeckt werden.
Während der Pap-Test Auskunft darüber gibt, ob einzelne Zellen verändert sind, nimmt die Biopsie das Gewebe - also einen Verbund von Zellen - in den Blick. Mit der Untersuchung lässt sich feststellen wie weit sich die Zellveränderung bereits in der Schleimhaut des Gebärmutterhalses ausgebreitet hat. Dazu untersuchen Pathologen das aus dem verdächtigen Bezirk entnommene Gewebe unter dem Mikroskop, dies wird als histologische Untersuchung bezeichnet. Das Ergebnis dieser histologischen Untersuchung wird mit der CIN-Einteilung (CIN I bis CIN III) klassifiziert. CIN steht für zervikale intraepitheliale Neoplasien. Häufig wird auch hierbei von leichten, mäßigen und schweren Dysplasien gesprochen.
Das Follow up
Nach der Primärtherapie werden alle Frauen in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Normalerweise in den ersten 3 Jahren alle 3-4 Monate, zwischen dem 4.und 5. Jahr alle 6 Monate, dann jährlich. Frauen sollten dieses Angebot wahrnehmen. Dadurch kann häufig ein Wiederauftreten der Erkrankung rechtzeitig erkannt werden. Die Therapie eines Gebärmutterhalskrebses wirkt sich häufig auf die Psyche und die Sexualität aus. Jüngere Frauen können nach einer radikalen Operation keine Kinder mehr bekommen. Durch die Therapie können verschiedene körperliche Beschwerden auftreten, etwa Hitzewallungen, Trockenheit der Scheide, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen und folglich die Lebensqualität negativ beeinflussen.
All diesen Patientinnen wird eine psychoonkologischen Unterstützungen angeboten.